Morgens im Bad sieht es bei den meisten von uns recht gleich aus: Neben der Gesichtswäsche und sorgfältigem Zähneputzen steht vielleicht noch eine Dusche auf dem Programm, es wird gekremt, gegurgelt und genau darauf geachtet, wie wir uns unserer Umwelt präsentieren. Der Fokus liegt klar auf dem Äußeren. Wer aber auch etwas für sein Inneres tun möchte, sollte die gesundheitsfördernde Neti-Technik in seine Morgen-Routine integrieren!
Beschäftigt man sich etwas mit der yogischen Philosophie, wird schnell klar, dass Reinlichkeit zu den Grundprinzipien des Yoga gehört. Der erste Teil der Niyamas (=Empfehlungen zum Umgang mit der eigenen Person) im Yoga-Sutra ist der körperlichen Reinigung, den Kriyas, gewidmet. Neben einer Art Magen-Darm-Massage, Einläufen und Atemübungen findet sich in der Liste der empfohlenen Techniken auch eine im täglichen Leben umsetzbare Praxis – “Neti”. Eins vorweg – dabei handelt es sich eigentlich nur um die gute alte Nasenspülung, die auch in Europa schon seit langer Zeit praktiziert wird. Durch Yoga ist sie nun wieder in aller Munde – im wahrsten Sinne des Wortes. Denn wer Neti nicht richtig einsetzt, schluckt im Handumdrehen eine gute Menge Salzwasser. Das gilt es zu vermeiden -deshalb gibt es hier gleich eine kleine Anleitung.
Vorab möchte ich aber noch kurz erklären, wann und warum Nasenspülungen empfehlenswert sind.
Wirkung
- Die Verwendung des Neti Pot ist regelmäßig sinnvoll. Ob man jeden Tag spülen will, muss jeder selbst entscheiden. Ich bekomme bei täglicher Anwendung sehr trockene Atemwege, deshalb verwende ich die Spülung anlassbezogen.
- Vor allem im Winter sollte man die Spülung mindestens zweimal pro Woche – gerne öfter – in die Morgenroutine einbauen. Neti fördert die Selbstreinigungsfunktion der Nasenschleimhaut, versorgt sie mit Feuchtigkeit und bietet so Krankheitserregern keinen Raum, um sich auszubreiten. Mit regelmäßigen Nasenspülungen kann man einer Erkältung vorbeugen und bereits angeschlagenen Näschen wieder zum freien Durchatmen verhelfen.
- Da Neti neben Krankheitserregern auch weitere Ablagerungen von schädlichen Umwelteinflüssen entfernt, empfiehlt sich die Technik auch im Frühjahr (Pollen) und generell an Orten mit hoher Luftverschmutzung.
So, genug von der Wirkung – wie wende ich einen Neti Pot richtig an?
Der Neti Pot ähnelt im Aussehen einer hübschen kleinen Gießkanne. Ich habe meine hier bestellt und bin mit der Qualität sehr zufrieden, aber natürlich gibt es noch viele weitere Anbieter, deren Produkte sicher auch in Ordnung sind (es handelt sich hierbei ja nicht um ein hochtechnisches Gerät).
Wer den Neti Pot also im Badezimmer stehen hat, sollte gleich nochmal zur Apotheke aufbrechen, denn dort gibt es spezielles Salz für Nasenspülungen. Man kann grundsätzlich jedes feinkörnige Salz verwenden, meiner persönlichen Erfahrung nach löst sich das Spezialsalz aber am besten auf und ist dadurch absolut nicht spürbar. Ein weiterer Pluspunkt für Anfänger ist, dass es in Portionsbeuteln abgepackt ist. So kann man es leichter dosieren und nicht zu viel oder zu wenig im Wasser auflösen – beides ist schmerzhaft. Für einen ganzen Pot löse ich ein Päckchen auf, für die halbe Menge (reicht, um beide Nasenlöcher einmal zu spülen) dementsprechend ein halbes. Und nein, ich habe keinen Vertrag mit Emser 😉 .
Warum muss aber überhaupt Salz im Wasser sein? Dafür gibt es zwei Gründe:
- Das Salz lässt die Nasenschleimhaut abschwellen
- Das Salz ist wichtig, um den richtigen osmotischen Druck herzustellen. Was das ist und warum das wichtig ist, fragt ihr bitte den Biologen/Mediziner eurer Wahl.
Wenn ihr also euer Kännchen und das Salz zur Hand habt, geht es auf zum Waschbecken. Am besten macht ihr auch noch die Badezimmertüre zu, falls ihr eurer Familie oder Mitbewohnern kein verstörendes Bild bieten und ihnen die Geräusche ersparen wollt, die gleich folgen werden. Eine Nasenspülung ist nämlich nicht gerade sexy – deshalb gibt es auch keine Bild-für-Bild-Anleitung. Aber so geht’s auch:
Anleitung
- Lege in Griffweite eine Packung Taschentücher bereit. Diesen Punkt unter keinen Umständen überspringen, außer du möchtest mit triefender Nase durch die ganze Wohnung laufen, um etwas zum Schneuzen zu suchen.
- Leere das Salz in den Neti Pot und fülle ihn mit warmem Wasser auf (es sollte ungefähr Körpertemperatur haben, um angenehm zu sein). Warte, bis das Salz vollständig aufgelöst ist. Rühre ev. mit einem Löffel um.
- Beuge dich jetzt über das Waschbecken und führe die Spitze des Kännchens in ein Nasenloch ein. Es geht nicht darum, den Trichter so weit wie möglich in die Nase zu rammen, aber ein Zentimeter sollte es schon sein.
- Atme durch den geöffneten Mund.
- Kippe nun den Kopf in die entgegengesetzte Richtung auf die Seite und leicht nacht hinten (Kinn hebt sich). Probiere so lange, bis ein sanfter Wasserstrahl aus dem offenen Nasenloch rinnt. Atme ruhig und tief weiter. Stelle sicher, dass der Strahl im Becken abrinnen kann.
- Sollte das Wasser nicht abrinnen, lege den Kopf etwas schiefer oder kippe das Kinn mehr nach oben. Wenn sich die Spülung ihren Weg bahnt, spürst du das kurz zuvor an der Nasenwurzel, ungefähr auf der Höhe deines “dritten Auges”. Du bist auf dem richtigen Weg! Alternativ kannst du zum anderen Nasenloch wechseln, vielleicht funktioniert es hier besser.
- Lass’ ungefähr die Hälfte der Flüssigkeit durch ein Nasenloch rinnen, bevor du wechselst. Greife beim Absetzen ein Taschentuch, da du dich unmittelbar danach schneuzen werden möchtest.
- Du kannst die Spülung natürlich jederzeit unterbrechen, um dich zu schneuzen. Vielleicht rinnt das Wasser danach besser ab.
- Wenn du die Spülung beendet hast, schneuze dich nochmal. Um Wasserrückstände zu entfernen, beuge den Kopf ein bisschen nach vorne und schüttle ihn sanft (sinnvollverweise auch über einem Waschbecken).
- Spüle das Kännchen nach der Behandlung erst mit warmem Wasser ab, um Salzrückstände zu entfernen. Um den Pot zu reinigen, benutze ich kochendes Wasser, das ich in den Innenraum und auf den Trichter gieße.
Um die optimale Wirkung zu erzielen, wende die Nasenspülung am Morgen oder tangsüber an. Vor dem Schlafengehen durchgeführt, kann das Wasser unter Umständen nicht mehr natürlich abfließen, was am nächsten Morgen unangenehm sein kann.
Solltest du Fragen haben, schreibe mir einfach eine E-Mail! Viel Spaß beim Üben und Durchatmen!